Ein anderes Feiern

Ein Gedicht von Hans Hartmut Dr. Karg
Ein anderes Feiern

Die Enkelinnen wollen kommen
An diesjährigen Weihnachtstagen.
Da haben wir uns vorgenommen,
Sie nach der Speisung gleich zu fragen:

„Sollen wir Rind, Gans, Fisch denn kaufen,
Dürfen wir Eure Wünsche wissen?“
„Du musst nicht in Geschäfte laufen,
Hast alles, was wir bislang missen.

Es darf kein Tier geschlachtet werden,
Für uns darf keinen Baum man fällen.
Beim Krippenkind und den Schafherden
Wollen wir auf das Leben zählen!

Zu Mittag macht bitte Gratin:
Kartoffeln, Milch und süße Sahne,
Am Tisch die Decke aus Satin,
Damit die Vornehmheit man ahne.

Am Nachmittag gibt’s Fencheltee,
Vanill'hörnchen und den Christstollen.
Zwei von uns trinken auch Kaffee
Mit Milch, wenn sie denn diese wollen.

Am Abend bitte Rohrnudeln
Mit Williamsbirnen aus der Dose,
Kein Fernsehen, kein Musikdudeln,
Zum Essen auch Vanillesoße.

Wir wollen uns doch unterhalten,
An Weihnachten das Leben feiern,
Dann Eure lieben Hände halten
Und keine Fernsehhelden feiern.

Wir hören Euch so gerne an,
Sehen den Plastikbaum mit Freuden,
Weil man Leben nur geben kann,
Wo Tier und Pflanze nichts erleiden.“


©Hans Hartmut Karg
2018

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Informationen zum Gedicht: Ein anderes Feiern

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22.12.2018
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Hans Hartmut Dr. Karg) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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