Egal, ob arm, ob reich

Ein Gedicht von Horst Rehmann
Ich liege am Strand und spüre, oh Gott,
´ne Toilette brauche ich, ganz flott,
bin lang‘ nicht mehr so verzweifelt gerannt,
war doch grad´ eben noch, völlig entspannt.

In der Nähe seh´ ich ein kleines Haus,
wenn da einer drin ist, den schmeiß ich raus,
ach je, das ist ´ne Trafostation,
doch ich brauch ein Klo, ´nen einfachen Thron.

Da liegt ein Mädchen auf einer Decke,
ich frag mal diese Bikinischnecke:
„Hallo Fräulein, wo gibt’s denn hier ein Klo?“
Ihre Antwort macht mich glücklich und froh.

„Gehen sie noch ein kleines Stück weiter,
dann rechts, da wird der Weg etwas breiter,
am Ende steht ein kleines Strandhotel“.
Ich bedanke mich und renne blitzschnell.

Weiße Säulen, die ein Vordach stützen,
können meinem Drang jetzt auch nicht nützen,
ich flitze durch den Eingang, sehr gezielt,
bin tief berührt, weil eine Band dort spielt.

Vier Herren, gehüllt in Schlips und Kragen,
stellen mir, Gott sei Dank, keine Fragen,
ganz verstohlen schau´n sie an mir runter,
meine Badehose stimmt sie munter.

Ich seh´ das Schild von der Toilette,
ein Glücksgefühl, das ich gern öfter hätte,
vorbei an den Schicki-Micki-Bonzen,
höre ich mich selbst ganz leise raunzen:
„Hab´s geschafft, mir egal, ob arm, ob reich,
am stillen Örtchen – sind wir alle gleich“.

© Horst Rehmann

Informationen zum Gedicht: Egal, ob arm, ob reich

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15.09.2024
Das Gedicht darf weder kopiert noch veröffentlicht werden.
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