Die "wahre" Geschichte von Rotkäppchen
Ein Gedicht von
Michael Jörchel
Die Mutter sprach zu ihrem Kind:
„Mein Rotkäppchen komm her geschwind.
Der Großmutter geht es nicht gut,
drum geh zu ihr und mach ihr Mut.
Ich habe ihr noch, heute Nacht,
einen Kuchen schnell gemacht.
Und zu dem Kuchen pack ich ein,
für sie noch eine Flasche Wein.
Nun lauf mein Kind, so laufe schnell.
Die Backmischung ist sehr „speziell“.
Hat sie den Kuchen erst gegessen
wird sie die Schmerzen rasch vergessen.“
Das Rotkäppchen, das lief alsbald
In den riesengroßen Wald.
Denn tief in der Waldesmitte
hat die Oma ihre Hütte.
Der Weg dorthin, der war sehr schwer.
Ihre Beine schmerzten sehr.
Und als sie dann noch Hunger spürt
fühlt sie, vom Kuchen, sich verführt.
„Ein kleines Stück von diesem Kuchen
kann ich doch sicherlich versuchen.“
Das Schicksal nahm dann seinen Lauf.
Sie war ganz plötzlich anders drauf.
Sie fühlte sich, als würd sie schweben.
So fühlte sie noch nie in ihrem Leben.
Viel bunter sah sie jetzt die Welt
und bunt war auch das Himmelszelt.
Sie lachte, tanzte, sprang umher.
Sie liebte diese Welt so sehr.
Spät am Tage, irgendwann,
kam sie auch bei der Oma an.
Doch O Weh, O Schreck, O Graus.
Wie sah nur ihre Oma aus?
Der Mund war breit, die Ohren lang,
die Hände groß – ihr wurde bang.
Dieses Maul, kam immer näher.
Und dann wusste sie nichts mehr.
Später war sie wieder da.
Sie lag im Bett der Omama.
Herr Doktor Jäger war bei ihr.
„Nun mein Kind, wie geht es dir?“
Der Doktor war ein guter Mann,
er sah ihr ihre Not gleich an.
„Der Kuchen für die Omama,
der war nur für die Oma da.
Für dich war er nicht gedacht.
Du siehst, was dieser mit dir macht.“
Der Mutter wollen wir es nicht erzählen.
Es würde sie nur schrecklich quälen.
Sie dachten sich ein Märchen aus,
und trugen es von Haus zu Haus.
Dieses Märchen ist bekannt
Und zwar nicht nur in unserem Land.
© Michael Jörchel
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