Die Träumerin
Ein Gedicht von
Marie Mehrfeld
Nachts ist die Zeit, wo sie tut, was sie will,
dann ist sie bereit, dann wird’s in ihr still;
Phantastin ist sie, will raus aus der Welt,
das Träumen ist, was lebendig sie hält;
sie flieht vor sich selbst in wildem Lauf,
Gott Hypnos, er fängt sie tröstend stets auf;
ihre Träume schillern in silbernem Glanz
und vergehen lautlos im stummen Tanz;
aus zarten Schleiern besteht mancher Traum,
er flüstert und weht in den weiten Raum,
er kann wie ein Federwölkchen sein,
sie greift danach, will eins mit ihm sein;
oft ist sie vereint mit Fabelwesen
und Orten, an denen sie nie gewesen,
dann fühlt sie ein Glück wie tagsüber nie
und summt eine jubelnde Melodie,
dann schwebt sie erlöst über Berg und Tal,
dann ist ihr alltäglicher Kummer egal,
dann macht sie sich auf zu farbigen Reisen,
da lauscht sie selig den alten Weisen;
beim Träumen erlebt sie sanftes Fallen,
der Traum vom Fliegen der schönste von allen;
und glänzt der Mond zwischen Wolken so fahl,
dann blickt sie träumend hinunter ins Tal,
dann löst er sich auf, der alltägliche Streit,
dann ist sie zu vergessen bereit;
sie träumt auch von Liebe, dem hellen Licht,
doch mitnehmen kann sie Geträumtes nicht
ins Helle, hinein in den kommenden Tag,
so sehr sie sich es auch wünschen mag.
© M.M.
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