Die Liebesvermittlung
Die ältere Dame von nebenan
sucht seit langem einen Mann.
Sicher hat sie ihre Vorlieben,
die die Männer stets vertrieben.
Und da sie sich sehr gequält,
hat sie mir davon erzählt.
Wissen wollte sie zudem,
wie sie zu einer Liebe käm.
Sie wolle küssen und schmusen,
Wärme spüren unterm Busen.
Wir diskutierten kreuz und quer,
kein Vorschlag gefiel ihr sehr.
Sie fiel schon auf Heiratsschwindler herein
und trank am Ende Essig statt Wein.
“Wer dieses Problem schadlos packt,
dem zeige ich mich splitternackt.“
Warum soll man das nicht nutzen,
sehen, wie sich andere putzen.
Ich musste mich tief ins Verborgene wagen,
dort, wo die geheimen Adressen lagen.
Schon konnte ich ihr frisch offerieren,
eine Tanzgaststätte zum Tisch telefonieren.
Das ist eine uralte technische Angelegenheit,
für neue leichte Aufmerksamkeit.
Die neuesten Telefone verflossener Zeit,
standen störungssicher dafür bereit.
Meine Nachbarin hat sich in dunkler Nacht
dorthin auf die Reise gemacht.
Am nächsten Abend sie als Erste kam
und an einem Tisch den Platz bekam.
An kleinen Tischen nur für zwei Leute,
lockten die Telefone am Abend Liebesbeute.
Von weitem sah man schon die Nummer,
nur der Anruf war der große Kummer.
Jeder erst Mut machend Wein und Sekt trank,
denn es war Getränke Umsatzzwang.
Vermittlung und Schänke als Posten
haben doch bedeutende Unkosten.
Kaum nahm sie den ersten Schluck,
gab doch ein Herr sich einen Ruck
und wählte so ihren Apparat,
der ganz diskret geklingelt hat.
Au wei, wer spielt da Kunde,
sie sah forschend in die Runde.
Doch sie hat niemand gefunden,
der direkt mit ihr verbunden.
Sie hob ab und sagte „Hallo!“,
als Antwort kam „Ach, bin ich froh!“
Durch das, was dann geplauscht
und samt Adresse ausgetauscht,
was nicht nur Ohren glühen ließ
vielleicht gegen Moral verstieß
und das manch Apostel rügt,
hat nur ein Anruf genügt.
17.12.2016 © W.R.Guthmann
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