Die Kahnfahrt

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Einst kam für mich eine E-Mail an,
ich wär auch ein alter Studienmann
und weil wir alle noch am Leben
sollte es ein Klassentreffen geben.
Es wurde lange genug eingeleitet
damit sich jeder darauf vorbereitet.

Ich musste bis in den Spreewald reisen,
um auch aller Gesundheit zu preisen.
Doch das geht euch hier gar nichts an,
egal, ob ihr nun Frau oder Mann.
Ich möchte nur mal kurz erwähnen
die Geschichte von den Kähnen.

Es war ein sehr heißer Sommertag,
denn über Europa keine Wolke stak.
Der Schweiß lief schon von der Stirn,
wenn man nur dachte mit dem Hirn.
Neben Essen, Trinken und Lachen
wollten wir eine Kahnfahrt machen.

Schon bei der Wanderung zum Hafen
wir die ersten Rückkehrer trafen.
Sie priesen Wasser, Landschaft, Ruhe
und den Schnaps aus Fährmanns Truhe.
Schnaps und Stimmung sind ein Paar,
das war jedem von uns schon vorher klar.

Wir mussten diesmal nicht zu Werke,
der Kahn hatte 1 RS, gleich Rudelstärke.
Wir saßen bequem, zwei Mann pro Bank,
entspannt machten wir die Beine lang.
Und schon ging los, ganz still und leise,
diese Spreewaldwasserlandschaftsreise.

Im Wasser Libellen , Mücken, Nutrias,
an Land wiederkäuten Kühe das Gras.
Statt Eichen, Tannen, Pferden, Wespen,
gab es Erlen, Schwarzstorch, Aale, Espen.
Als es gerade einmal ruhig im Kahn,
pries der Fährmann die Getränke an.

Der Korb ging rum, jeder griff zu,
Klopfen, Drehen, Schluck im Nu.
Dazu ein kühles Bier aus dem Schrank,
die Frauen tranken Sekt auf der Bank.
Fromme Sprüche und alte Witze dazu,
schon stieg die Stimmung im Nu.

Schmalzstullen und Gurken, süßsauer,
verkaufte uns die Frau vom Bauer.

Auf einer Wiese lagen viele Leute da,
ohne Kleidung, nur FKK.
Bei dieser Sicht beschlug die Brille
und es stiegen die Promille.

„Eine Kahnfahrt die ist lustig,
eine Kahnfahrt, die ist schön,
denn da kann man nackte Leute,
wie ein Storch spazieren seh’ n.“
So sangen wir über Stock und Stein
und fuhren spät in den Hafen ein.

Wir ließen unsere Kehlen klingen
und sahen Kinder ins Wasser springen.
Die Hitze konnten alle fühlen
und die Kinder wollten sich kühlen.
Der Fährmann leise in sich fluchte,
doch keiner seinen Grund dafür suchte.

Das erste Kind beim Springen lachte
und die sogenannte Bombe machte.
Es klatschte und spritzte wundervoll,
doch spritzte es uns alle voll.
Ehe des Fährmanns Fluch erklang,
der zweite schon ins Wasser sprang.

Vorgewarnt von der Spritzerbreite,
rutschte alles auf die andere Seite.
Die Bombe klatschte, der Kahn ward schief,
der Junge tauchte, der Kahn voll Wasser lief.
Das ging alles ganz unbewusst vonstatten,
ehe es alle so richtig begriffen hatten.

Der Kahn stand plötzlich auf dem Grund,
das Gewirr im Fließ war kunterbunt.
Die Bänke schoben uns ins Wasser,
darum wurden wir noch nasser.
Was jetzt nicht angebunden war
schwamm und trieb als große Schar.

Trudelte als des Unfalls Krönung,
abwärts mit des Wassers Strömung .
Wir standen in der Brühe bis zum Bauch,
manche schwammen aber auch.
Retter zogen uns aus dem Wasser schnell
und fuhren uns gleich ins Hotel.

Statt über die Vergangenheit zu plauschen,
durften wir den Versicherungen lauschen.
Mussten Formulare über alles ausfüllen,
statt uns den Wissensdurst zu stillen.
Freibier gab’ s und Schnaps für die Leute,
drum „So ein Tag, so wunderschön, wie heute…“

2.04.2014 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Die Kahnfahrt

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02.04.2014
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