Die Höhlengeister
Ein Gedicht von
Brigitte Frey
Es gibt Höhlen in unserem Land,
davon sei hier die eine genannt.
Diese hat als Besonderheit,
laut Sage, schon seit alter Zeit,
Höhlengeister, die dort innewohnten
und den fleißigen Bürger lohnten.
Sie halfen stets den armen Leuten,
die es dankten und sich freuten.
Man hat die Geister sehr geehrt
und manches Dankeswort beschert.
Doch irgendwann, auch noch in ält’rer Zeit,
war man nicht mehr zum Dank bereit,
hat als Selbstverständlichkeit gesehen,
was aus der Geister Gunst geschehen.
Die Leute wollten immer mehr,
das ärgerte die Geister sehr.
Sie zogen einfach sich zurück,
vorbei war’s mit dem leichten Glück!
Not und Elend herrschte lange Zeit,
zur Rückkehr die Geister nicht bereit.
Doch heute zu den Höhlenfesten,
geben die alte Mär zum Besten
die Kinder aus den Kindergärten,
mit Zipfelmützen und falschen Bärten.
Allen Gästen wohl gefällt,
wie das alles dargestellt.
Doch ich denk, ich muss gestehen,
haben die so ausgesehen,
wie das Gefolg’ vom Nikolaus?
So sahen Höhlengeister doch nicht aus!
Dann, des Nachts stieg ich noch ein,
in die Höhle ganz allein.
Der Höhlenbach, er rauschte laut-
meine Lampe schwach, mir hat’s gegraut.
Wie angewurzelt blieb ich stehen,
hab ganz plötzlich ihn gesehen.
Vor mir stand im fahlen Schein
ein Höhlengeist - er war aus Stein!
Vom Felsen hob er sich kaum ab,
doch ich sah, wie er ein Zeichen gab
und wie er fast unmerklich nickte,
als die and’ren ich erblickte.
Sie lösten sich aus dem Gestein,
in meiner Taschenlampe Schein.
Ich machte schnell ein freundliches Gesicht,
doch die Geister leider nicht.
Ihr lautes Murren kam mir vor,
wie ein Höhlengeisterchor.
Ich genoss den Augenblick,
dann zog ich langsam mich zurück.
Der Rückweg war so gar nicht weit-
lag ja im Bett die ganze Zeit!
Die Geister sind mir im Traum erschienen
und dafür bin ich dankbar ihnen.
Willst du wissen, wie sie ausgesehen,
musst du im Traum zur Höhle gehen!
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