Die Flut
Ein Gedicht von
Hans Witteborg
Grau mit hellen und mit dunklen Flecken
spannt sich die Wolkenlandschaft über unsere Stadt.
Will auch das letzte Blau verstecken
als hätte sie die leuchtend´ Farben satt.
Es tröpfelt Regen – anfangs nur wie Tränennaß
doch treibt ein Wind die wasserschwangenen Wolken her.
Ganz plötzlich gießt es wie ein überlaufend Faß.
Im Nu gibt ´s keine trocknen Stellen mehr.
Der weiche Boden schwemmt zu Pfützen auf.
Von Dächern schallt es wie das Trommelschlagen,
nichts hält den drängend Flutenlauf,
die reißend Wasser erste Dinge mit sich tragen.
Die Wassermassen, unberechenbar und mächtig,
sie drücken Wände ein wie Pappkarton,
sie unterspülen, wühlen kräftig;
von Dächern hört man erste Hilferufe schon!
So überrascht von den Naturgewalten,
schmilzt auch der Menschen Hochmut ein,
denn die Natur mit ihren ungeheuerlich geballten
Kräften offenbart wie doch der Mensch so hilflos klein!
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