Die Flucht
Die Flucht
Es war nicht die Flucht aus Ägypten,
Um einer Kindstötung zu entgehen:
Frei floh er rasch zur Geliebten,
Denn die wollt' er nur noch sehen.
Was hatt' er doch alles versucht,
Um glücklich die Ehe zu retten?
Hatte Flugreisen gerne gebucht,
Fuhr in Urlaub, zu Kulturstätten,
Weil er glaubte, zurück zu finden,
Endlich doch noch bei ihr zu landen,
Gefühlstrennungen zu überwinden,
Wo sie einst zueinander fanden.
Doch nichts glückte, nichts gelang,
Selbst die Kinder traten mit Füßen.
Da war nichts, als der üble Drang:
Für die Weichheit sollte er büßen!
Und er hatte sich doch so bemüht,
Haushalt, Beruf gut zu vereinen,
Bis zur Erschöpfung eingeübt,
Was abverlangt von den Seinen.
Für die Rettung gab's nur die Flucht:
Man hatte ihn ausgebeutet
Und nach Erpressung gesucht,
Die Diktatur eingeläutet!
Bei der Geliebten gab's Liebe,
Sie bügelte sogar die Hemden.
So vergaß er langsam die Hiebe
Und überwand das Machtbefremden.
Gegenseitig wuchs zärtliche Achtung,
Auf Augenhöhe hatt' man sich lieb.
Nicht mehr gab es die Verachtung,
Mit der Liebe man hintertrieb.
©Hans Hartmut Karg
2018
*
Das könnte Sie auch interessieren