Die Endlichkeit
Ein Gedicht von
Marcel Strömer
Es kommt die wachsende Zeit,
da sichtbares Wissen jedem Tür und Tor öffnet
und jeder sterblichen Bitte bereitwillig Auskunft erteilt;
Geprüft stehen dann die Hüter aus dem Richtwinkel des Diesseits,
der brennenden Moral, des verdoppelten Zorns;
Verächtlich blicken sie auf uns erbärmliche Geschöpfe,
die wir demütig unsere Schwächen täglich mahnend zu erinnern versuchen.
Trotz Anzeichen von neuem Bewusstsein mit einer stets wandelbaren Logik,
aus der die Bilder vergangener Tage analysiert und ausgewertet,
und für die Zukunft neu berechnet werden, wird jene besagte Stunde kommen,
wie das Ende des Buches, wo es keine schlüssigen Erklärungen mehr gibt.
Der aus Reagenzgläsern getrunkene Geist wird wie ein milchiges Sternenband
den Sinn durchstreifen, das wie am Nachthimmel gezogen wirkt,
Stück für Stück, um die gesamte Welt zu erobern.
Schon bald wird er wachen, über alles was sich Leben nennt,
tonlos, lichtundurchlässig, vielleicht in sich schemenhaft,
definitiv mächtig aber wie ein schwarzer Nachtschatten der Tunturis,
der die einsamen Täler, die Dörfer, die Torfhütten kühlend belegt,
der mit einem einzig kalten Hauch Tod und Verderben bringt,
als Sternenlichtglanzwortvollender, als Herrscher über die herzloseste Zeit
aller Zeiten – die der schleichenden Endlichkeit.
© Marcel Strömer
(Magdeburg, den 18.10.2016
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