Die Barberine

Ein Gedicht von Heinz Säring
Ist auch mancher nicht zufrieden, -
Internet hat viel zu bieten,
Tugendhaftes, wie auch Sünden, -
alles kann man darin finden.

"Barbarine-Erstbesteigung" -
ich denk, endlich mal was Scharfes,
sicher nicht mit Jugend-Eignung.
doch ein alter Mann, der darf es!

Wie ich dann die Seite finde,
merk ich es geht nicht um Sünde,
ich verdiene keinen Tadel:
"Sie" ist eine Felsennadel.

43 m hoch,
viel Respekt verdient sie doch,
wie sie dasteht ganz allein,
nicht weit weg vom Pfaffenstein.

Jungfrau war sie ohne Frage,
so erzählt es eine Sage:
Eine Mutter schickte da
ihre Tochter Barbara

eines Sonntags ganz allein
in die Kirch' nach Königsstein.
Die war scharf auf süße Beeren,
die im Wald zu naschen wären.

Und sie lief zum Pfaffenstein,
stopfte viel in sich hinein.
Dabei ließ das Mägdelein
leider Kirche Kirche sein.

Doch die Mutter sich empörte,
dass das Kind nicht auf sie hörte,
wünschte, sie erstarr' zu Stein!
Seitdem steht sie dort allein.

Jungfrau ist sie lang geblieben,
so, als würd' sie keiner lieben.
Aber schließlich machten dann
sich 2 Männer an sie ran**

Ist ein Gipfel erst gefallen.
da gefällt er plötzlich allen,
und so sind in 70 Jahren
viele zu ihr hingefahren.

War es nicht ein schlimmes Zeichen:
1000 werden wohl nicht reichen,
die dann oft bis in die Nacht
sich an sie herangemacht.

Viele ließen gern sich sehen,
auf dem Kopf von ihr zu stehen.
Und so hat wohl unbestritten
Barbarine sehr gelitten.

Darum: Dieser Ansturm gibt sich
neunzehnhundertfünfundsiebzig.
Um zu enden ihre Not,
da erließ man ein Verbot.

Das gilt alle Zeit danach:
Keiner steigt ihr mehr aufs Dach,
Klettersport zu absolvieren,
nur noch, um sie zu sanieren.

Hilfe ward ihr einverleibt,
dass sie lang erhalten bleibt.
Als ein Denkmal bleibt sie stehn,
lang noch kann sie jeder sehn.

Trotzdem ist - an anderm Ort -
Kletterei ein schöner Sport.
Jedem, der sich zieht und reckt,
zolle ich total Respekt.

Ich zwar will nicht hoch hinauf,
danke, ich verzichte drauf,
stellt sich doch die Frage prompt,
wie man wieder runter kommt!



**) Rudolf Fehrmann und Perry-Smith
haben am 19.9.1905 als Erste den Gipfel erreicht.

Informationen zum Gedicht: Die Barberine

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11.09.2011
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