Die Arche
Als einst der große Regen drohte,
saß Herr Noah schon im Boote,
das er vorher selbst gebaut,
aus Tannenholz und Ziegenhaut.
Gott hatte ihn ja angesprochen,
das er, alsbald, in ein paar Wochen,
eine Sintflut schicken werde,
über all´ der Menschen Herde.
Er drohte in des Mondes Lichte,
das er Mensch und Tier vernichte,
wegen all der üb´len Sachen,
die sie auf der Erde machen.
Noah, aber samt den Seinen,
sollte Trost und Hoffnung scheinen,
denn sie sollten überleben
und der Erde Frieden geben.
Auch von jedem Tier auf Erden,
sollt’ ein Paar errettet werden.
Stier, der Bär, das Känguru,
Wolf und Schwein, der Kakadu.
Krokodil, auch Fuchs und Möwe,
Reh und Pferd, sogar der Löwe.
Selbst der Geier und die Meise,
sollten mit auf große Reise.
Noah fing gleich an zu bauen,
ach, es gab viel zu verstauen.
Seine Arche wurde prächtig,
selbst der Kiel war übermächtig.
Alles schien in großer Eile,
niemand kannte Langeweile.
Futter musste man besorgen,
besser heute noch als morgen.
All die Tiere, die Gott schuf,
folgten bald schon Noahs Ruf.
Doch nicht jedes Tier war brav,
wie der Frosch, oder das Schaf.
Die meisten Tiere kamen selber,
auch zwei kleine Wisentkälber.
Endlich dann nach fast drei Wochen,
war alles auf das Schiff gekrochen.
Als letzte vor dem Regensturm,
ein Paar der Gattung Regenwurm.
Mit Mühe schlich es noch an Bord,
dann trieb das Schiff, die Arche fort.
Gleich sieben Wochen goss hernieder,
nichts als der Regen, immer wieder.
Langsam glaubte man zu meinen,
die Sonne würd´ nie wieder scheinen.
Die Tiere wurden langsam böse,
Gemurmel gab es und Getöse.
Da war bald Keifen und ein Zanken,
auf des Schiffes heil´gen Planken.
Dann als das Grau nun doch verflogen,
zeigte sich ein Regenbogen,
der als Gottes treues Band,
hoch am blauen Himmel stand.
Weil es schnell getrocknet hat,
derweil am Berge Ararat,
setzte die Arche bald darauf,
auf einen großen Felsen auf.
Doch ringsherum nur Wassermassen
und der Herr Noah musste passen,
hörte einen Esel fragen:
Wird die Erde uns auch tragen?
Schließlich ließ er einen Raben,
die ganz schwarze Federn haben,
aus dem Schiff zum Himmel steigen,
der sollt´ neues Land ihm zeigen.
Der Rabe flog, bis er entschwand,
wohin? Das ist nicht mehr bekannt.
Er brachte Noah keine Kund’,
der alte, schwarze Vagabund.
Da wurde Noah müd’ und traurig,
ein Waldkauz, gähnte zudem schaurig.
Ein Täuberich bot sich ihm an.
nach Land zu suchen, irgendwann.
Herr Noah machte sich schon Sorgen.
Am besten fliegst du gleich am morgen.
Gesagt getan, die Taube flog,
weiter als hier der Himmel zog.
Als es dann fast schon Abend war,
da war die Taube wieder da.
Ich sah ein Land, sah einem Baum,
der Ölzweig hier, das war kein Traum!
Ein Ölzweig krumm wie eine Gabel,
fiel aus der Taube weißen Schnabel.
Nun waren Mensch und Tier errettet,
von ihrem Schicksal losgekettet.
Die große Flut war bald vergessen,
die Menschen gierig und vermessen,
viel schlimmer noch, als vor der Flut,
der liebe Gott, sah das voll Wut.
Und Gott sprach zu dem Schiffserbauer:
Beim nächsten Mal bin ich wohl schlauer,
dann Noah gibt’s auf jeden Fall,
nur einen riesengroßen Knall.
Bis dahin, glaubt man mit Bedauern,
wird es wohl nicht mehr lange dauern!
© Hansjürgen Katzer, April 2002
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