Hätt und wär

Ein Gedicht von Hihö
Parodie auf Lord Byrons “Broken-Hearted”
(frei nach August Wilhelm Schlegel, 1767 – 1845)
*

Had we never loved so kindly,
had we never loved so blindly,
never met and never parted,
we had never been so broken-hearted
*


„Hätt ich doch, du kecker Bube,
dich nicht eingelassen in die Stube.
Hätt ich nicht nachgegeben wilden Trieben,
wär ich wohl noch lange unbefleckt geblieben!“

„Klage nicht! Ich liebte dich nicht minder,
gebierst du mir auch noch so viele Kinder.
Wär ich jedoch nicht in dein Bett gekrochen,
wär mein brennend Herz mir schier zerbrochen!“

„Ach! Hätten wir uns doch recht schicklich
nur platonisch geliebt und nicht so sinnlich!
Hätten wir uns die Ehe erst fest versprochen,
wären unsre Herzen nicht sogleich gebrochen.“

„Ließe ich dich nicht so wildlings hausen,
nicht an meinem Kleid und Mieder zausen,
hielte ich dich nur fern von meinem Leibe
nähmst du mich wohl nie zu deinem Weibe.“

„Ja wärst du nicht so unzüchtig aufgetakelt,
ganz ohne Scham vor mir einher gewackelt,
könntest du nun in meiner Küche frommen.
Ich hätt dich sowieso zur Frau genommen.“

„Hätten wir es denn gar lassen sollen,
wo wir doch stets dasselbe wollen?
Hätt uns der Hafer nicht so sehr gebissen,
wären unsre beiden Herzen nicht zerrissen.“

„Wär es doch nicht – ach – nun ruchbar,
unsre Liebe nicht gleich so fruchtbar,
dann wär ich jetzt nicht in den Wochen,
wären unsre Herzen nicht zerbrochen!“

„Nur leider merkte ich alsbald im Bette,
daß du schon bei andern warst ’ne Nette!
Als Hahnrei! Bereits vor den Flitterwochen!
Dies hätt das Herze mir beinah gebrochen!“

Hätt jener dort mich nicht so arg geflegelt,
nachdem wir im Wirtshaus lang gekegelt,
hätt er nicht so nach Männlichkeit gerochen,
wär ich zu ihm nicht so schnell hin gekrochen.“

„Nur Schweinearbeit gibt's bei kargem Futter,
dazu ’ne bitterböse Hex’ als Schwiegermutter.
Schimpfend kommt sie tagtäglich angekrochen.
So beginnt mein Männerherz nicht zu pochen!“

„Ach Mann! Wärst du nicht Wirtshausläufer,
dazu ein ausgesprochner Branntweinsäufer,
tätest schaffen du, anstatt herum zu lungern,
müßten ich und die Kinder nun nicht hungern.“

„Wärst, Holde du, nicht so flüchtig,
nicht so schmink- und kleidersüchtig,
wär nicht bereits nach wenigen Wochen
der Totalbankrott schon ausgebrochen!“

„Liebten wir uns nicht blindwütig,
sondern nur beiläufig oder wankelmütig;
gleichsam oft besucht und oft gemieden,
wär uns allzeit heit’res Glück beschieden!“


Copyright © da Hihö
2012

Informationen zum Gedicht: Hätt und wär

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13.10.2023
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