Des Himmels Nachtkleid (An die Anmut)
Ein Gedicht von
Pfauenfeder
Noch trägt der Himmel Nachtkleid,
da will die gelbe Strahlenhand der Sonne
leicht zögernden Fingers den Verhüllten
entkleiden - Eine Erlösung verheißend, dem,
wem die Dunkel schwer wiegen... Den, so halb
nackten, warm trösten mit ihrem Gewande,
dass ihn nicht frieret die Blöße des Seins.
Nach und nach gebiert die gelbe Hand der
Sonne größeren Mut in Anbetracht ihres ganzen
Körpers gigantischer Wonne. Die Hand ist sich
nun ihres Körpers bewusst und liebt ihren ganzen
Leib, sie hält ihn fortan für ihre Mutter. So wird sie
sich neu erschlossener Liebe gewahr. Grazil wächst ihr
kindlicher Strahl, -am ganzen Wesen sich stillend-
heran zum erwachsenen Gelb seiner liebenden Mutter.
Nun hat der Himmel die Kleider gewechselt
In sonniger Wolle betrachtet er sich. Und es gefällt
ihm, wie er sich gefällt! Dort in jedem Strahl, der ihn
so kleidet, verweilt warm die Liebe zur sonnigen Mutter.
So spürt auch er elterliches Verständnis auf seiner
kindlich geborgenen Haut. Ungeborenen Nächten gewiss,
doch gebiert er gewiss keine Angst mehr, da nach jedem
Nachtschwarz, ihn, mit zyklischem Versprechen gelben
Armes empfangend der Muttertrost hält.
Bald trägt der Himmel Nachtkleid...
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