Der Teufel im Himmel
Ein Gedicht von
Heinz Säring
Die Tante Luise, die hat schon ganz Recht,
so jene und diese sind gut oder schlecht.
Und dieserhalb wurde bei Tag oder Nacht
vor Zeiten auch Himmel und Hölle erdacht.
Der Teufel, der Bengel, der soll mich nicht holen,
ich hab schon 'nem Engel die Flügel gestohlen.
Wie hat sich erst neulich der Schlingel benommen, -
er hofft' nämlich selbst, in den Himmel zu kommen.
Der Petrus, ihr Lümmel, das weiß man als Christ,
dass der dort im Himmel der Schließmeister ist.
Das ist doch ein Heil'ger, mit Intelligenz,
nun frag ich mich, leidet er an der Demenz?
Vielleicht ist es auch bloß 'ne schweinische Grippe, -
der Teufel, der nimmt ihn total auf die Schippe.
Er hat ihn getäuscht und er hält sich bedeckt, -
die Hörner hat er unterm Kopftuch versteckt.
Vom Huf und vom Schwanze ist nichts mehr zu schauen,
ein fußlanges Kleid, - feinste Spitze aus Plauen.
Nun muss das Tamtam sicher jeden berühren,
der Petrus steht stramm und er lässt ihn passieren.
Dem Teufel, dem gehen die Augen gleich über:
Die bildschönen Engel, was wäre ihm lieber?
Ist eher ein Gockel und kein frommes Lamm,
und bei diesem Bild schwillt ihm nicht nur der Kamm!
Wen soll bei dem Bild nicht die Lage berühren ?
Der Teufel wird wild und er will sie verführen.
Er greift diesen Schönen gleich unter den Rock,
hört nicht mal ein Stöhnen, - man hat keinen Bock.
Was heißt hier gebührlich, er ist voll dabei,
und findets natürlich. Was soll das Geschrei?
Er kriegt nach dem Vorsprung 'ne ganz schlimme Schelle,
gleich herrscht wieder Ordnung in Himmel und Hölle.
Grad fliegt er im Bogen zum Himmel hinaus.
Er fühlt sich betrogen, schon ist er "zu Haus".
Moral:
Den Engelskuss und solche Sachen,
die muss man auf der Erde machen!
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