Der Straßenbahnflirt

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Ein junger Mann in besten Jahren
ist mit der Straßenbahn gefahren.
Der einzige Platz in der Linie blau
war der neben einer jungen Frau.
Sie las ein Buch, er schielte zur Seite,
normale Figur und gute Oberweite.

Beim Umblättern sah er ihre Finger,
zwei Ringe, doch nur silberne Dinger.
Er räkelte sich wohlig und bequem,
beim Lesen war das nicht genehm.
Sie sah ihm kurz nur ins Gesicht,
er hoffte, dass sie mit ihm spricht.

Ganz ernsthaft kam es aus ihm raus:
„Sie strahlen eine Hitze aus!“
Sie wurde rot und er erschrak,
weil alles auf Messers Schneide lag.
Da sagte sie, was ihn entspannt:
„Als Frau wär ihnen das bekannt.“

Er hob die Arme, schlug die Augen nieder:
„Ich sag so etwas niemals wieder.
Morgen Nachmittag, die Bahn um Drei,
da halte ich hier den Platz noch frei.“
Sie stieg aus und drehte sich um,
er lächelte, doch er blieb stumm.

Er konnte sie nicht mehr vergessen,
hat wie auf glühenden Kohlen gesessen.
Am nächsten Tag war es endlich Drei,
und die Straßenbahn kam pünktlich vorbei.
Als wären sie schon lange bekannt,
reichte er ihr von weitem die Hand.

Er grüßte sie, sie grüßte wieder,
ganz leicht zog sie ihn zu sich nieder.
Wär die Bahn nicht voller Leute,
hätt er sie geküsst, schon heute.
So aber redeten sie abtastend viel,
über Wetter, Bekleidung, Start und Ziel.

Er redete, sie strahlte ihn an,
eine romantische Liebe begann.
Neulich sah ich beide sitzen
und nun war sie echt am Schwitzen.
Es war ja kein Wunder auch,
es wölbte verdächtig sich ihr Bauch.

16.10.2014 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Der Straßenbahnflirt

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24.10.2014
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