Der reitende Strandvogt
Ein Gedicht von
Barnabas Munk
Regen prasselt übers Land, der Gaul geht durch, er rennt, er rennt.
Der Strandvogt auf des Rappen Rücken, sein Schädel pocht, sein Magen dreht,
noch sitzt er fest im Sattel, doch schon die Kliffkante am Horizont bedrohlich naht,
die Gischt des Regens mit Salzwasser gemischt, sie peitscht dem reitenden Vogte ins Gesicht,
sein Antlitz schwitzt, ein kalter salziger Schweiß,
er muss sich um sein Leben sorgen, der Vollmond hell am Himmel steht,
in dieser mondlichthellen feuchten Nordseenacht,
haben sich heute gar Herr und Satan gegen ihn verschworen?
Noch sind´s siebzig Ellen bis zum tiefen Sturz auf den Strand,
des Mannes Schrei hallt durch die Nacht, Gott und Teufel rettet mein Seelenheil.
Ein Blitz zischt plötzlich durch die Luft,
das Reitertier, es zuckt, es fällt, vom Himmelsfeuer gar tödlich getroffen, sein Odem weicht,
der Vogt, er stürzt, die Knochen knacken, nun Ruhe, für einen langen Augenblick.
Doch dann, er erhebt den Kopf, er lebt, er lebt tatsächlich noch,
zwei Ellen ist der Abhang nur fort,
und plötzlich an des Mannes Ohr erklingt von fern ein rufen,
eine Musik wie lieblichster Harfenklang,
die Insulaner nahen, lassen ihn nicht im Stich.
Er betet und dankt dem Herrn, da fährt ein Blitz nur eine Handbreit neben ihm nieder,
der Vogt sich besinnt, ja auch dir, dem Antichrist sei für die Rettung gedankt.
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