Der Reisende

Ein Gedicht von Klaus Lutz
Heute bin ich aufgewacht. Und die Welt
stand in meinem Zimmer. Und sie war
ein Boxer. Und ich habe gegen sie gekämpft.
In der dritten Runde lag sie am Boden. Und
ich dachte mir: "Gut das Sie kein Schachspieler
war! Denn meine Birne ist am Arsch.
Und ich hätte verloren gegen sie!“ Und ich
dachte mir: „Gut das sie keine Frau war!
Denn ich bin total Impotent!
Und sie hätte mich nur ausgelacht!"
Und ich dachte mir: „Gut das sie kein Philosoph
war! Denn ich hätte nichts begriffen, von dem
was sie will!“ Und ich habe mich so gefragt:
„Ich der Mensch! Und was ist mit mir los? Ich
habe nur noch Kraft! Und sonst nichts mehr!“

Heute bin ich aufgewacht!
Und die Welt stand in meinem Zimmer. Und sie
war das Leben. Und ich habe Ihr so zugehört.
Und Sie hat von Autos erzählt! Von großen Villen!
Und Besitz! Und wie wichtig Reichtum und
Macht sind! Und ich dachte mir: „Gut das sie
kein Träumer war. Denn das wäre lächerlich für
mich gewesen!“ Und ich dachte mir: „Gut das
sie kein Clown war! Denn ich habe vergessen was
schön ist!“ Und ich dachte mir: „Gut das Sie kein
interessantes Buch war! Denn neue Ideen sind
belanglos mich!" Und ich habe mich so gefragt:
„Ich der Mensch! Und wie lebe ich? Ist nur noch
nichtiges für mich wichtig? Und sonst nichts mehr.

Heute bin ich aufgewacht. Und die Welt stand
in meinem Zimmer. Und Sie war ein Reisender.
Und sie hat mir erzählt: Von bunten Kulturen!
Von herrlichen Landschaften! Von schönen Städten!
Und sie hat gelächelt. Und ist auf mich zu
gekommen. Und hat mich umarmt. Und sagte
nur: „Komm mit! Reise mit mir! Sehe Dir neues
an! Die Welt! Und wie bezaubernd Sie ist! Wie
unvergleichlich! Ich kann Dir so viel erklären.
Ich kann Dir so viel besonderes zeigen. Ich kann
Dich so viel wunderbares lehren. Du kannst die
Neugier an der Welt neu finden. Und die Liebe
wieder entdecken. Und ich dachte mir: „Ja! Habe
Mut! Und beginne ein anderes Leben!“

Klaus Lutz

Informationen zum Gedicht: Der Reisende

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23.03.2012
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