Der heimliche Begleiter

Ein Gedicht von Claudia Behrndt
Ich blicke in den Spiegel
und sehe dort eine Frau.
Sie scheint hinter Schloss und Riegel,
denn das sieht man ganz genau.

Ich schaue sie mir genauer an,
den Anblick ich kaum ertrug.
Bei ihr ist ja kaum Fett noch dran,
sie macht scheinbar ein Essens-Entzug.

Ich will unbedingt mit ihr sprechen.
Was ist mit ihr bloß los?
Sie scheint ihr Essen zu Erbrechen
und schluckt Abführmittel pausenlos.

Sie fühlt sich in Ihrem Körper zu fett,
versucht das Essen ungeschehen zu machen.
Sie sieht schon fast aus wie ein Skelett,
sich wie im Leben, aus dem Staube machen.

Sie hat panische Angst dick zu werden,
Gedanken kreisen nur über Gewicht und Figur.
Man kann davon sogar Sterben,
bei einer so strengen Abmagerungskur.

Sie kauft sich heimlich riesige Mengen Süßigkeiten
und verschlingt sie innerhalb von Minuten.
Sie versucht dies alles abzustreiten,
Gefühle von Hass und Scham sie überfluten.

Es dauert Jahre die Krankheit einzugestehen
und auch nach jahrelanger Therapie.
Inzwichen kann sie ihren Körper als nicht dick sehen,
denn das ist die heimliche Krankheit: Bulimie.

17.01.2016
© Claudia Behrndt

Informationen zum Gedicht: Der heimliche Begleiter

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10.02.2016
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