Der große Oboist

Ein Gedicht von Hans Hartmut Dr. Karg
Der große Oboist

©Hans Hartmut Karg
2018

Gut fünfzig Jahre ist es her,
Da spielte im Freizeitorchester
Ich mit dem Mann, den mocht' ich sehr:
Er war mir Vater, war mir Schwester.

Er fasste zärtlich, wie 'ne Frau
Das Instrument, strich übers Holz,
Spielte perfekt und wusste das,
Worauf er immer mächtig stolz.

Wenn er mit seinen feuchten Lippen
Das Mundstück leckte, spielbereit,
Sah's aus, als wollt' er zärtlich nippen
Den Kussmund hin zur Heiterkeit.

Er konnte mir Vieles erzählen,
Begeisterte mit reichem Wissen.
Dazu musst' er sich niemals quälen:
Musik war Leidenschaft, nicht Müssen!

So führte er mich da heran,
Wo Lebenselixier und Freude,
Denn wer so musizieren kann,
Der fasziniert doch alle Leute.

Ich fragte ihn zu der Oboe,
Warum er zart zum Spiel sie führte:
„Sie spielt dann schöner, meine Zoe,
Weil ich sie zur Prinzessin kürte.“

*

Informationen zum Gedicht: Der große Oboist

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30.01.2018
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Hans Hartmut Dr. Karg) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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