Der Führerschein mit 60.

Ein Gedicht von Christine Biermann
Von meinen zwei Rädern hab ich schon geschrieben.
Bin gern an der frischen Luft geblieben.
Nach Autos stand uns damals nicht der Sinn,
wir waren meist gepulvert in Schutt und Asche drin.
Schließlich:
Nach einem Auto schlossen sich noch viele an,
gesteuert von meinem genialen Ehemann.
Kam gar nicht auf die Idee selbst zu fahren,
was sollte das– jetzt noch- in meinen späten Jahren?
Als ich meine Berufszeit hab beendet,
hat sich das Blatt doch noch gewendet...
Die Azubis in meiner Zentrale,
steuerten mich geschickt in die Spirale,
als sie mir ihre Bogen für den Führerschein hinterließen
mit den Fragen, den komplizierten und den miesen.
O, Frau Biermann macht den Führerschein.
Nein, nein nein!!!
Mein Sohn, war bereits m Bilde,
er meldete mich an in der Fahr-gemeinschafts-gilde.
Man schaute ihn freundlich an.
„Für Sie junger Mann?“
„ Nee, für meine Mutter!“ .
Dieser Satz wurde zum gesellschaftlichen Lach-Futter.
Indes meine Kollegen mir einen ziemlichen Gutschein überreichten,
so begann ich den Fahrkurs, den nicht ganz leichten.
Na klar, war ich wieder eine von den Alten,
die Theorieprüfung wurde noch im Rathaus abgehalten.
O Fehler, höher konnte ich kaum mehr steigen,
ich werd`s ihnen noch in der Praxis zeigen…
Die packte ich mit links, war gar nicht schwer,
denn der Parkplatz, wo ich stehen sollte, war ganz leer.
Nun, der Führerschein mit 60 erfüllte mich wie ein Orden,
aber eine gute Fahrerin bin ich nie geworden.
Mein Mann, der geschickt manövrierte,
das Auto sogar auf eine Briefmarke diktierte,
war einfach nicht zu übertreffen,
hatte meine eigene Fähigkeit schon ganz vergessen.
Dass man mir die Papiere stahl, war zwar s o nicht gewollt,
aber den Führerschein hab ich mir doch nicht mehr
von der Zulassung geholt.
CBi

Informationen zum Gedicht: Der Führerschein mit 60.

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17.08.2023
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Christine Biermann) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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