Der Eigenbrötler
Ein Gedicht von
Ralph Bruse
Im Dorf, die Leute, mögen ihn,
auch wenn er kauzig ist und spröde.
Sie sehen ihn früh auswärts ziehn:
allein hin, an des Weihers Öde.
Dort wirft er seine Angel aus;
setzt sich ins feuchte Ufergras.
Nie bringt er Fische mit nach Haus.
Wohl auch, weil er sie schlicht vergaß.
Die Angel ist ihm Alibi -
das Schweigen ihm ein wahrer Freund.
Der Tag schwebt blau hin - trügt ihn nie,
wenn er am schmalen Ufer streunt.
Er sucht die Stille. Und er weiß:
er sollte auch mal reden.
Streunt dennoch längs dem Uferkreis
und grüßt immerhin jeden.
Viele sind es nicht, die kommen.
Spaziergänger. Tobende Kinder.
Gelegentlich ein junges Paar,
das sich im Kornfeld liebt, dahinter.
Am Weiher jedoch bleibt es still -
da sinkt er träumend ganz allein,
im Wind, der lau weht, wie er will
und ihn dann schläfert ein.
Am späten Tag geht er zurück.
Im Dorf spricht ihn ein Nachbar an.
Ist irgendwie, denkt er, ein Stück
vom Glück, wenn man sich kneifen kann...
...Zur Nacht, wenn leise zirpt die Grille;
wenn groß und schwer wird, manche Stille.
© Ralph Bruse
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