deine Konturen
Ein Gedicht von
Anouk Ferez
Im Bann meiner Augen, jenseits der Zeit
bist du der Wiese entsprungen,
dein Haar wirr im Wind und Wolken im Blick.
Die Arme im Irgendwo standst du dort:
Ein Faun, zwischen Fahnen, Moosen und Schlick,
ein Fuß halb im Wasser und machtest
jede Statue zum Gespött und deine Schönheit
trug meinen Atem einfach mit sich fort.
Ein Blatt im Sinkflug skizzierte
dein Profil im Zentrum der Kulisse
-und, oh, wie du lachtest! -:
den scharfen Bogen deiner Nase,
die vollen Lippen, das kantige Kinn.
Und als es deine Konturen
so sachte auf den Weiher küsste
hätt in die Knie ich sinken mögen:
denn es verloren sich deine Spuren
in lauter konzentrischen Wellen.
Dazu durchbrausten wilde Lieder
windgepeitschte hohe Wipfel
und warfen sich auf uns hernieder.
Und jedes Glanzlicht auf den Wassern,
das Enten über schwarze Spiegel zogen,
trotzte jenem stolzen Schwanenweiß
langer Hälse, die grazil sich bogen.
Ich schmiegte einen Wunsch ins Storchgefieder,
der Himmel goss sein tiefstes Blau uns ein.
Drauf küsstest du mich leis, ganz leis
- dann sind wir mit den Lüften fortgeflogen.
© Anouk Ferez,
8-2015
Das könnte Sie auch interessieren