Das war`s

Ein Gedicht von Friedrich Graf
Schon mein verstorbener Opa Walter
mir einst empfahl: Sorg vor für`s Alter.
Ein sicherer Vermögensplan
fängt schon in früher Kindheit an!

Kaum dass ich diese Welt erblickt,
hat mich ein Sparbuch gleich beglückt.
Das eingezahlte Kapital
War mit fünf Mark noch ziemlich schmal.

Doch mit den Jahren häufte sich,
auch wenn mal öfters seufzte ich,
allmählich wachsend Mark auf Mark,
und machte so mein Spargut stark.

Konsumverlangen hielt ich klein,
ich zahlte brav auf´s Sparbuch ein.
Das Haben wuchs langsam empor - - -,
bald kam ich mir wie Krösus vor.

Willst später du den Wohlstand halten,
dann lass die Bank dein Geld verwalten;
dort brüten über schlaue Listen
Zins vermehrend Spezialisten.

Dann kam der Wechsel - - - und Hurra
war für die Mark der Euro da.
Da wurde, kritisch nah betrachtet,
mein Geldschatz hälftig abgeschlachtet.

Der Zinsertrag war weiter klein,
doch ich ließ das Jammern sein.
Dann hat die Bank mich eingeladen,
um kundenfreundlich zu beraten.

Antikes Sparen bringt nicht viel:
„Maxi-Rendite“ heißt das Ziel!
Prompt galt es nach Bedrängnisstößen,
das Sparbuch ratzfatz aufzulösen.

Ein seriöser Bankberater
empfahl mir ein paar „Turbolader“:
Spezielle Titel im Depot,
dazu ein Immobilienfond.

Dort sind die Zuwächse seit Jahren
astronomisch hochgefahren
Wenn ich noch etwas warten kann,
dann bin ich einst ein reicher Mann!

Ohne lang zu überlegen
nahm ich den Ratschlag gern entgegen.
Ich hab das Sparbuch ausgeräumt
und fortan vom Gewinn geträumt.

Eine Zeitlang war ich skeptisch.
In Frankfurt lief der Handel hektisch;
doch täglich lag nach Börsenschluss
die Index-Zahl stets hoch im Plus.

Das Bankertum, global verbandelt,
hat den Finanzsektor verwandelt:
Die Gier nach noch mehr Zusatzknete
gebar obskure Wertpakete.

Da wurden, wundersam verwoben,
Milliarden hin und her geschoben...
Die Broker kannten keine Miesen,
fern waren Zukunftsangst und Krisen.

Ich las entspannt ein Buch von Simmel,
da kam der Crash aus heiterem Himmel:
Die Finanzjongleure patzten
und die Börsenblasen platzten!

Statt den Markt solid zu pflegen,
verramschten Banker Hypotheken.
„Subprime-Debakel“ hört man beichten,
Hilfsgeschrei mein Ohr erreichten.

Ja, die Renditen lockten mich….
doch die Banker die verzockten sich.
Raffsucht fraß Gehirnsubstanz
und trieb ins Minus die Bilanz.

Die Titel stürzten weltweit nieder
und fanden sich im Abgrund wieder.
Das Ende von der Litanei:
Mein hart Erspartes war dabei!

Wo bleibt mein Wohlstand nun im Alter
- Gott hab ihn selig - Opa Walter???


(© Friedrich Graf)

Informationen zum Gedicht: Das war`s

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25.11.2013
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Friedrich Graf) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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