Das Unbehagen an der Lust
Das Unbehagen an der Lust
Ist's Trieb nur oder lachverwöhnte Sonne,
Wenn aus dem Blick erscheint das Bild der Lust,
Ihr eigenes Heil sich hinbiegt so zur Wonne,
Dass sie vertreibt die Seelenangst, den tiefen Frust?
Ist's Morgenglanz, der uns ins Herze bricht,
Wenn dann der Körper alle Macht ergreift
Und dem Verstand das Recht abspricht,
Dass mit der Wallung Herrschaft reift?
Wer niemals Sklave seiner Lust gewesen,
Der werfe bitte jetzt den ersten Stein!
Wie könnte ein erfahrenes Herz genesen,
Wäre es nur mit Vernunft allein?
Das Unbehagen weist bereits im Werben
Verstohlen auf die beiden alten Rechte hin,
Dass der Bedarf vielleicht bereits in Scherben –
Dennoch entschwindet kaum des Körpers Sinn.
Die Normen können selten unsere Lust begrenzen,
Denn Normen sind endlich und menschgemacht.
Wenn überbordend viele Lüste weiter glänzen,
Finden sie Ziel, Vertrauen – und die Liebesnacht.
©Hans Hartmut Karg
2021
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