Das letzte Stück Brot

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Als alles Stadt wurde statt Dorf
da stach man hier den weichen Torf.
Wenn der im Ofen ward verbrannt,
kamen rasch die Kinder angerannt.

Denn alle drei bis vier Wochen
wurde neues Brot angebrochen.
Aus dem Backhaus roch es frisch,
doch es kam nicht auf den Tisch.

In Tücher gehüllt, welch Jammer,
kam es sofort in die Speisekammer.
Liebe Mutter, ach gib uns ein Stück Brot,
in unserem Magen herrscht die größte Not.

Da sah die Mutter in die Ofenröhre,
ob auch nichts verbranntes störe.
Und wie es stets der Zufall wollte,
noch etwas im Verborgenen tollte.

Mit des Brotteigs allerletztem Rest
buk Mutter heimlich eine Art Nest.
Dort stopfte sie Kräuter hinein,
die sie fand am Wiesenrain.

Wie Sauerampfer und süßer Klee,
o, sie beherrschte diesen Dreh.
Dazu Esskastanien, Bucheneckern,
keiner konnte später meckern.

So hat sie das Brot gestreckt,
das noch mal so gut geschmeckt.
Leider ging das Rezept verloren
und keiner hat es neu geboren.

10.10.2018 © W.R.Guthmann

Informationen zum Gedicht: Das letzte Stück Brot

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10.10.2018
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Wolf-Rüdiger Guthmann) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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