Das leichte Sein

Ein Gedicht von Ralph Bruse
Allein auf dem Wege am Steilhang zu sein,
betrübte ihn garnicht so sehr.
Aus graublauem Himmel stahl sich Sonnenschein.
Er setzte sich, mit Blick zum Meer.

Mit flüchtigen Küssen sausten dort unten
die Schwalben auf Sturzwellen hin.
In Booten - die größren, die kleinen und bunten:
da saßen auch winkende Leute drin.

Er packte sein Brot ein und stapfte dann weiter:
die Steilküste ostwärts hinab.
Von warmhellem Lichte bestürmt war er heiter,
des Wanderns nicht müde
und kein wenig schlapp.

Da unten, am Ende der sandigen Felsen:
dort stand eine windschiefe Bank.
Sie knarrte bedrohlich, kaum daß er saß,
doch hielt sie sich aufrecht - ihm auch zum Dank.

Die hellgrauen Wolken zerzauste der Wind.
Der schwingende Himmel ward blitzeblank blau.
Am Strande, da lief eine Mutter mit Kind.
Er grüßte die beiden - ihn grüßt nur die Frau.

Das spielende Kind, das verlor sich im Suchen
nach Muscheln und allerlei Dingen.
Er hörte es lachen, auch zwischendrin fluchen;
vernahm auch im Winde ein Summen und Singen.

So ging er beizeiten dann auch hinterdrein
und ließ sich ins Irgendwo treiben.
Am Hafen, das Gasthaus - da kehrte er ein:
sah seewärts hinaus, um zu schreiben.

Die Wirtsmaid jedoch hielt ihn lange auf.
Sie meinte es wohl herzensgut.
So stieg er zur Nacht mit ins Zimmer hinauf
und schlief, wie man weinselig wohl schlafen tut.

*

Spätmorgens - da weinte sie nicht, als er ging,
weil ja in der Küche sein Seesack noch hing.


© Ralph Bruse

Informationen zum Gedicht: Das leichte Sein

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29.08.2023
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