Das Foto

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Sieht man den Partner alle Tage
gibt es zur Sehnsucht keine Frage.
Verreist aber einer von beiden,
beginnen beide doch zu leiden.
Um das Leid zu minimieren,
lassen beide sich fotografieren.

Jeder postiert sich für ein Einzelbild,
möglichst vor dem Ortseingangsschild.
Und wenn beide der Rappel packt,
geschieht das auch noch splitternackt.
Wenn man dann auf Reisen ist,
sieht man, was man doch vermisst.

Das Foto ist nach einigen Wochen
am Rand abgegriffen, fast zerbrochen.
Und so manche schöne Stelle ist
rau, weil sie oft abgeküsst.
Schließlich wird es Zeit zu packen,
Ungeduld sitzt schon im Nacken.

Das Foto zwischen den Papieren
lässt so manchen Blick riskieren.
Kann man endlich den Partner küssen,
will man vom Foto nichts mehr wissen.
Abends auf dem beliebten Bärenfell
verbrennt es im Kamin sehr schnell.

Dann kann man den anderen verzieren,
Lippenstift im Gesicht verschmieren.
Mit der Nase über die Wangen walzen
und erregend mit der Zunge schnalzen.
Man hat doch das lebende Original
und das küsst sich besser, tausend Mal.

07.03.2020©Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Das Foto

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07.03.2020
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Wolf-Rüdiger Guthmann) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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