Cliquenwirtschaft? -Teil 1

Ein Gedicht von Heinz Säring
Lobst du mich, dann lob ich dich, -
schließlich ist man unter sich.
Und man bildet sich noch ein,
lieb und gut und klug zu sein.
Das verdirbt die besten Bande,
bringt nur Selbsbetrug und Schande.

Sowas kann gefährlich sein, -
man sollt immer ehrlich sein.
Noch ist keiner dran gestorben,
"nur" die Seele wird verdorben.
Bis mal einer, den das stört,
ehrlich sagt: Das ist nichts wert.

Dann bricht eine Welt zusammen
und das Herz steht hell in Flammen, -
schwer verletzt die Eitelkeit,
doch das wurde endlich Zeit!
Denke drum beizeiten dran:
Anstand fängt woanders an.

Man ist immer sehr willfährig,
fühlt man sich wo zugehörig,
haut sich gern die Taschen voll,
in der Clique, wir sind toll!
Hat wer Streit mit Nachbarsleuten,
die uns fremd sind, nichts bedeuten,
tröstet man mit leichtem Mute
den von "uns", d a s ist der Gute.
Es fällt keinem von uns ein,
der Versuch, gerecht zu sein.

Solche "Cliquen" allgemein
können sehr verschieden sein:
Wir die Männer - sie die Frauen,
wir Normalen, - sie die "Schlauen".
Wir die Juden - sie die Christen,
Katholiken, Reformisten,
Demokraten, Atheisten,
Humanisten, Realisten.
Wir die Linken - sie die Rechten,
wir die Guten - sie die Schlechten.
Wir, die können - sie die möchten.

Wir die Deutschen - die da draußen,
die in Blechbaracken hausen.
Wir die Edlen - sie Proleten,
Moslems, die zu Allah beten.
Singels - die, die Hochzeit halten.
Wir die Jungen - sie die Alten.

Informationen zum Gedicht: Cliquenwirtschaft? -Teil 1

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25.01.2012
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