Christoph und der Psychologe

Ein Gedicht von Waltraud Dechantsreiter
Christoph schwört beim Psychologen:
Ich habe meine Frau noch nie betrogen
und auch nie angelogen.
Frauen sind mir gut gewogen.
Seit fünfzehn Jahren sind wir ein Ehepaar,
das ist wohl war.

Dann ist doch alles bestens mein Bester,
was wollen sie bei mir?

Hilf mir, ich vertraue dir!
Mein schwuler Freund hat mich betrogen,
ist heimlich in der Nacht aus unserer Wohnung, ausgezogen.
Er hat mir das Herz gebrochen,
ewige Treue mir versprochen.

Der Psychologe tief in sich versinkt,
dann in Bariton er singt.
Du hast Recht,
du bist ein hilfloser Tropf, ein Armer,
du bist ja auch wie ich ein warmer-
Bruder.
Ab heute lenke ich bei dir das Ruder.

Und schüttelt erhaben seinen studierten, weißen Kopf.

Informationen zum Gedicht: Christoph und der Psychologe

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11.09.2011
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