Brief der Madame Pompadour an Ludwig XV.

Ein Gedicht von Klaus Enser-Schlag
Versailles, 12.8.1752

Mein König,

Euch dies zu schreiben ist mir Pflicht,
weil mich seit Montag etwas sticht.
So viel von schwarzem Ungetier
verdirbt den Spaß am Leben mir…

Nun, in Versailles wär‘ es vermessen,
all jenen Unrat zu vergessen,
der sich mit Ungeziefer paart
und mir den Brechreiz nicht erspart…

Mon cher, Ihr habt mir ja geraten
mich stets nur in Parfüm zu baden,
was ich auch immer brav getan,
doch trotzdem hält der Juckreiz an…

Und – ach! Auf meinem engen Mieder
da hüpft es immer hoch und nieder,
und erst in den intimsten Haaren…
Ihr Plagegeister, habt Erbarmen!

Ich frage Euch erbost mon cher,
wo habt IHR diese Tiere her?
Der ganze Hof scheint ja verlaust,
ich bin empört – und ja! Mir graust!

Ein Brief von Euch würd‘ mich erfreuen,
doch solltet Ihr die Antwort scheuen,
dann pfleg‘ ich allerhand Allüren,
lass mich von Euch nicht mehr verführen…

Nun, dieses Schreiben ist pikant,
es ging nicht leicht von meiner Hand.
Doch sicher habt auch IHR Int‘resse
an einer „sauberen“ Mätresse…

Mit vorzüglicher Hochachtung,
Jeanne-Antoinette Poisson
(Madame Pompadour)

Informationen zum Gedicht: Brief der Madame Pompadour an Ludwig XV.

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20.04.2015
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