Blutendes Berlin

Ein Gedicht von Lars Abel
Von Bomben zerfetzt ertrinkst du im Blut
als eilends der Schuld sich der Henker entzieht
die Lande verbrannt, noch prasselt die Glut,
Ostpreußen sich weinend in´s Sterbebett flieht

Auch du legst dich nieder, totkrankes Berlin,
die schneeweiße Fahne ich lang schon ersehn´,
die Blüte der Mannen in Russland verging,
Kinder und Greise im Graben nun steh´n

Ich bang´ um dich, leide mit, Tag und Nacht,
die Mutter hat mich hier mit Leben bedacht
Den Bruder wir hier noch ein letztes Mal sah´n,
sein jungfräulich´ Blut in Polen verrann

Wie zog er einst los, so aufrecht, so stolz,
stählerner Helm auf Sturkopf aus Holz
Die Mutter sich tränend die Augen noch rieb,
so lang ist´s her, dass er schrieb...

Acht Tage bangen und acht Tage Pein,
das Mundwerk der Schergen wahrt hohlen Schein
Den alternden Vater selbst zogen sie ein,
die Kindheit verrinnt mit den Flakhelferlein

Hier schlägt des „Feiglings“ letzte Stunde,
„Verraten“ wird mit dem Tode bestraft,
tiefer und tiefer treibt man die Wunde,
der Zweifel am Endsieg seit Stalingrad nagt

Acht Tage Keller und acht Tage Nacht,
streiten mit sich und dem Ausgang der Schlacht
Wieder verloren, Schande verbucht,
Ver- Führung hat schamlos das Weite gesucht

Was bleibt nun übrig vom eisernen Willen?
Die Schreie der Frauen Ruinen erklimmen..
Achtlos zerrissen, Familien zerpflügt
und all jenes Leid der Welt nicht genügt...

(C) Lars Abel

Informationen zum Gedicht: Blutendes Berlin

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17.09.2015
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