auch die Moderne hat ihre Tücken
Ein Gedicht von
Hans Witteborg
Ach die gute alte Zeit
verschonte uns noch unsere Nerven.
Damals war man noch bereit
Briefe in die Box zu werfen.
Zwar war der Weg zu dem Empfänger
naturgemäss noch ziemlich weit,
und es dauerte auch länger,
manchmal eine Ewigkeit.
Dafür konnte man drauf wetten,
dass die Nachricht überbracht,
und die bösen wie die netten
Briefe dann auch aufgemacht.
Diese Zeiten sind vorüber,
nicht, dass ich darob jetzt weine,
ich beschwer mich nur darüber,
dass ich manchmal wirklich keine
noch so klitze, klitze kleine Brieflein
in dem bewussten Kasten sehe,
und so rede ich mir ein,
dass kein Mensch mehr auf mich stehe!
Doch auch ich nutz`, weil modern,
um mich andern mitzuteilen,
ganz egal ob nah ob fern
e-Mail – und ich muss nicht eilen:
kann in Ruh´ die Nachricht fassen,
ohne Angst die nächste Leerung
wieder einmal zu verpassen.
Alleine, wenn das Netzwerk stört,
wie´ s gerade jetzt passiert,
bleibt die Nachricht ungehört,
deshalb bin ich angeschmiert.
Ach, du gute, alte Zeit
hast die Nerven uns geschont.
Ich bin fast dazu bereit,
schreiben, wie ich ´s mal gewohnt.
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