Am Meer sitzen
Ein Gedicht von
Ralph Bruse
Kein Licht flirrt in der klaren Nacht.
Doch – dort vom Hafen her
steht noch eins auf stummer Wacht,
als hielt es tapfer irgendwer.
So sitze ich zu später Stunde
am leeren, langen Strand.
Ich ging so gern und weit die Runde
wie einst durch stilles Land.
Die Beine sind zu alt und müd,
nach einundneunzig Jahren.
Auch wenn es mich oft hierher zieht,
lass ich sie manchmal klaglos fahren:
die große Sehnsucht,
ohne mich.
Schaff ich es doch. Und es ist Tag,
seh letzte Nebelschleier fliehen
und weisse Wolken kommen;
ein Kind im Sand, das spielen mag,
oder Grimmassen ziehen -
hell lachend, ohne jede List:
dann ist es gut so, wie es ist.
© Ralph Bruse
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