Als der Großvater starb
Als der Großvater starb
Sein ganzes Leben war er stolz auf mich,
Er blieb mir Mensch, selig Großvater,
War Landwirt, Hausmetzger und stolz auf sich,,
Mir früh ein Freund, Lebensberater.
Mit ihm und mit den Kühen pflügt' ich noch,
Es gab zu essen immer und wir tranken
Vom Brunnen, so frei das Leben, doch auch Joch,
Wenn die Großeltern abends in die Betten sanken.
Das „Kartoffelklauben“ schlug mir auf den Rücken,
Dreschstaub füllte sommers Lunge, Leib und Kleider,
Und das Schweineschlachten war auch kein Entzücken,
Aus dem Stall mit viel Ammoniak wollte man so gerne weiter.
Unvergleichlich war dagegen doch sein Most,
Der Schinken aus dem eigenen Rauch, das Bot.
Vom großen Hausgarten gab es die frische Kost
Und trotz der Armut war man bei ihm nie in Not.
Als nun der Opa starb, hatte nicht aufgepasst
Der Sohn auf eine ausgebüchste Kuh.
Die hatte dann zu viel getrunken und gegrast,
Ward aufgetrieben und gestorben in der Fruh'.
Das tote Tier zogen wir hinter einen Stadel,
Damit die Trauergäste es nicht sehen konnten:
Nicht aussetzen wollte man sich jenem Tadel,
Weil in dem Dorf auch immer Unken wohnten.
Ein langer Trauerzug erwies ihm letzte Ehre,
Dem, der unehelich in Armut ward geboren.
Genommen hat er mir recht früh die Erdenschwere
Und ist nun hoffentlich im Himmel bei den Horen.
©Hans Hartmut Karg
2019
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