Ach hunderttausend Mal
Ein Gedicht von
I. Kunath
Ach hundert Mal, viel hundert Mal
wollt ich das Dichten lassen,
nicht länger denken über's Leben,
das Lieben, Leiden, Hassen.
Ach hundert Mal, viel hundert Mal
hab ich es doch getan,
philosophiert bei Tag und Nacht -
grad wie in einem Wahn.
Ach tausend Mal, viel tausend Mal
wollt ich das Leben lassen,
nicht länger nur mit Nichtigkeit
mich Tag für Tag befassen,
ach tausend Mal, viel tausend Mal
hab ich es doch getan,
geliebt, gelacht, geweint, getanzt -
grad wie in einem Wahn.
Ach hunderttausend Mal hab ich
gezweifelt schon am Leben,
das nichtig scheint, und hätte fast
die Hoffnung aufgegeben,
doch aus der Nichtigkeit hervor
trat leis heraus der Engel Chor
und sang: "Kein Leben ist je nichtig
und alle Reime sie sind wichtig!"
(Ilka Berikhan)
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