Wär ich Souffleur im Bundestag
Wär ich Souffleur im Bundestag
wär das der Hit und Paukenschlag.
Ich würde mich wie Luther trau‘ n,
und dem Volk aufs Maul nur schau‘ n.
Am nächsten Tag das Manuskript
hätt in die Toilette ich gekippt.
Ne neue Rede meiner Ehe-Lieben
würd ich dem Redner unterschieben.
Die Kanzlerin würde es zwar merken,
doch würde es ihre Meinung stärken.
Sie würde den Ärger runter spülen
und sich von mir bestätigt fühlen.
Wär ich Souffleur im Bundestag,
gäb es jeden Tag nen Witzvortrag.
Statt alte Kanzler zu verkohlen,
würde ich Fips Asmussen holen.
Die Koalition schüttelt sich im Nest,
die Opposition schläft aus Protest.
Wenn die Fraktion das Pult geräumt,
als Beifall nur die Selters schäumt.
Wär ich Souffleur im Bundestag,
gäbe es Nachsitzen so manchen Tag.
Ich flüsterte dann selbstkritisch schüchtern,
dass ich heute Morgen noch nicht nüchtern.
Manche holen die Zeitung vor
und legen dahinter sich aufs Ohr.
Wär ich Souffleur im Bundestag
gäbe es einen Vorlesetag.
Ich hätt die Einschreibliste vorgetragen,
um nach „hier“ und „fehlt“ zu fragen.
Der Präsident würde endlich fluchen
und die heute fehlenden MdB’s suchen.
Wär ich Souffleur im Bundestag,
hätt jeder Angst vorm nächsten Tag.
Keiner würde Schuld mir schenken
nur an eigene Demenz noch denken.
Doch wär ich Souffleur im Bundestag
gäbe es auch nur noch eine Partei.
Dann würde man die Redner sparen
und endlich an die Basis fahren.
16.10.2014 © Wolf-Rüdiger Guthmann