Mutter ist die Beste
In der Stadt viele bettelnd lungern,
ohne wirklich richtig zu hungern.
Als alles Stadt wurde statt Dorf
da stach man damals hier den Torf.
Wenn der im Ofen ward verbrannt,
kamen rasch die Kinder angerannt.
Denn alle drei bis vier Wochen
wurde neues Brot angebrochen.
Aus dem Backhaus roch es frisch,
doch es kam nichts auf den Tisch.
In Tücher gehüllt, welch Jammer,
kam es sofort in die Speisekammer.
„Liebe Mutter, gib uns ein Stück Brot,
im Magen herrscht die größte Not.“
Da sah die Mutter in die Ofenröhre,
ob auch nichts verbranntes störe.
Und wie es stets der Zufall wollte,
noch etwas im Verborgenen tollte.
Mit des Brotteigs allerletztem Rest
buk Mutter heimlich eine Art Nest.
Dort stopfte sie Kräuter hinein,
die sie suchte am Wiesenrain.
Wie Sauerampfer, süßer Klee,
oh, sie kannte diesen Dreh.
Dazu Esskastanien, Bucheneckern,
keiner konnte später meckern.
Gebrannte Eicheln mahlte sie
und ebenso auch die Zichorie.
So hat sie das Brot gestreckt,
das noch mal so gut geschmeckt.
29.01.2014 © Wolf-Rüdiger Guthmann