Eine Blume

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Der Sturm heute Nacht mächtig blies,
er fegte heulend in alle Ecken.
Alten Blättern er die Richtung wies
statt sie gut zu verstecken.

Als ich morgens zum Auto kam,
lag sie am Rad auf dem Pflaster.
Als ich sie mit der Hand aufnahm,
war es eine frische Winteraster

Wahrscheinlich hat beflissen,
weil sie gerade im Wege stand,
eine Sturmboe sie abgerissen,
damit sich ein Verehrer fand.

Ich steckte dieses Blumending,
ich suchte lange bis ich eine fand,
in ein Fläschchen Kümmerling,
und füllte Selters bis zum Rand.

Ein Pflaster aus dem Sanikasten
hielt wie eine Klebebanderole
diese biologischen Lasten
senkrecht an der Mittelkonsole.

Ich kann sonst tagelang fahren,
und bin im Auto stets allein.
Doch heute sahen ganze Scharen
in meinen Auto Fond hinein.

Mal war es der Ampelnachbar,
selten auch eine Nachbarin,
darunter auch ein Anhalter war,
der steckte mit der Nase drin.

Eine Polizistin mein Handy monierte,
und war einem Knöllchen nah,
als sie einen Blick zur Aster riskierte,
mein Vergehen gleich harmloser sah.

Den ganzen Tag brachte sie mir Glück,
die rote Blumenpracht in der Flasche.
Drum dachte ich an mein Ehestück,
dass ich sie heute nacht vernasche.

Doch zu Hause meine Frau, die Elke,
konnte nur noch fragend lachen,
als sie sah die Blume, die welke:
„Willst Du daraus Tabak machen?“

22.12.2018 @ W.R.Guthmann

Informationen zum Gedicht: Eine Blume

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22.12.2018
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