Die (un)heimliche Invasion
Neulich ging ich in den Garten,
wo nur noch Blumen und Grünkohl warten.
Alles andere wurde reif gepflückt
und jeder Vorratsraum damit bestückt.
Im Winter können wir Flaschen und Gläser leeren,
mit Kirschen, Äpfeln, Birnen und Beeren.
Und die letzten grünen Tomaten
im Keller auf rote Farbe warten.
Doch als ich später Laub geharkt,
holte mich fast der Herzinfarkt.
Der Grünkohl, einst gesund und kraus,
sah plötzlich wie zerschossen aus.
Große Löcher in den Blättern
ließen mich ganz furchtbar wettern.
Der Hund, den Schwanz eingezogen,
ist schnell der Katze hinterher geflogen.
Die Stare, sonst ein wilder Schwarm,
waren plötzlich bewegungsarm.
Was ich im Sommer einst besang,
wurde jetzt zum Bumerang.
Die hübschen zarten Falterarten
unterminierten heimlich meinen Garten.
Wenn sie wippend Liebe spielten,
sie nur auf die Eiablage zielten.
In Falten, Ritzen, unterm Blatt
mancher Grünkohl Kaupen hat.
Diese silberfarbenen Kaupen
sind Nester voller kleiner Raupen.
Grün und grau, uni und bunt,
fressen sie sich kugelrund.
Knuspern alles Chlorophyll,
bis vom Blatt nur noch ein Stiel.
Doch was soll’ s mit Kraftausdrücken,
man muss dem Übel zu Leibe rücken.
Ich dachte blitzschnell hin und her,
was jetzt wohl das Richtige wär.
Sollte ich zum Baumarkt flitzen
und später starkes Gift verspritzen?
Oder gleich nach der Sense sehen,
um dann alles abzumähen?
Die Raupen würden trotzdem fressen
und das Hühnerfutter wär vergessen.
Lieber schnell die Arbeitsbrille gesäubert
und das Reise-Necessaire geräubert.
Denn die Pinzette mit den langen Backen
kann die Raupen sehr gut packen.
Mit viel Geduld und Spucke
fängt man zwar eine Mucke.
Doch Raupen kann man nur mit Fluchen
über, unter, zwischen Blättern suchen.
Hat man sie aus dem Versteck gerissen,
werden sie aufs Dach geschmissen.
Dort, gesichert vor den Katzen,
können nun die Vögel schmatzen.
Und die sind auch alle helle,
denn sie merken sich die Stelle
Gehe ich später arglos in den Garten,
auf dem Dach schon alle Vögel warten.
19.09.2013 © Wolf-Rüdiger Guthmann