Der Satz

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Ob Chef, Kollege, Partner, Ehegatte,
ein Satz lockt alle auf die Matte.
Wir Kinder haben ihn schon geübt,
als wir den Kuchensand gesiebt.

Als unser Körper zum Wachstum geweckt,
haben wir ihn neu in der Schule entdeckt.
Um ihn erstmals eigenhändig zu erproben,
wurden Zettelchen hin und her geschoben.

Dabei ist der Satz alt wie die Welt,
beflügelte einst so manchen Held.
Er wurde schon in Felsen geritzt,
als man mit Faustkeil noch geschnitzt.

Und man hat ihn, auch ohne Bitten,
sehr emsig in Baumrinde geschnitten.
Er wird noch heute in Holz gebrannt
und groß gemalt auf manche Wand.

Mönche schrieben ihn einst auf Eselshaut,
wenn die Gefühle sich zu sehr gestaut.
Auf Papier mit Tinte und mit Gänsekiel
war so der Satz ein leichtes Spiel.

Die Buchdruckkunst, die man erfand,
schuf den Satz zuerst per Hand.
Doch mit der Setzmaschine dann,
kam der Satz schon automatisch an.

Gedruckt auf Büttenpapier und Pergament,
das mancher hat und jeder kennt,
kam es dann als Heft oder Buch
und wurde manchmal auch zum Fluch.

Doch tausendfach an jedem Tag gedruckt
in jeder Schriftart, nichts verschluckt,
ob Arial oder Wingdings man gewählt,
Rechtschreibung und Grammatik zählt.

Mal sauber geschrieben auf feinem Papier,
dann ein Deckel mit verschüttetem Bier.
Ganz edel verewigt als teurer Stahlstich,
Hauptsache da steht: „Ich liebe dich!“

29.01.2014 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Der Satz

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29.01.2014
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