Das Sommerfest

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Vierzehn Tage gab es nur Regen,
für manchen Fluch, für andre Segen.
Doch plötzlich sah die Welt anders aus,
denn die Sonne kam endlich heraus.
Ehe man es wieder regnen lässt,
feierten wir unser Sommerfest.
Besitzer eines großen Gartens
wollten gestern uns dort erwarten.
Bei Rhododendron und Pfingstrosen
gäb es Platz für Röcke und Hosen.

Also wirft man sich in die Schale,
Creme und Duftwasser aufs Kahle.
Mückenspray in die Taschenecke,
Salz gegen Fett- und Rotweinflecke.
Und dazu als Gast eine Flasche,
diese hat Platz in jeder Tasche.
Das Frauchen hat Salat gerichtet,
es wird dort von Kuchen berichtet.
Den Regenschirm für alle Fälle
nimmt man auch mit an diese Stelle.

Samt Feuerzeug und Taschenlampe,
falls beim Heimweg irgendwo Pampe.
Schon im Gesicht das erste braune
und im Herzen nun gute Laune.
So stehen wir endlich vor dem Tor
öffnen alle erst mal Aug und Ohr.
Bunte Fahnen, Bänder, Lampions,
große Sonnenschirme, Luftballons.
Gartenzelte, Tische und Bänke,
eine Stehbar als Durstlöschtränke.

Musik, nicht so laut, doch angepasst,
begrüßend wird jede Hand gefasst.
Und endlich sieht man wieder Frauen,
die im Kleid oder Rock sich trauen.
Hübsche zarte Beine, O und X,
teilweise von früher, von dem Knicks.
Denn wir sind zwar ne große Truppe,
aber eine ältere Gruppe.
Heute ohne Enkel und Kinder,
nur den Partner als Heimwegfinder.

Jeder Neue sucht sich einen Platz,
möglichst zusammen mit seinem Schatz.
Erst prüfend in die Runde blicken,
etwas verträumt zu andern nicken.
Wetterthema, die ersten Worte,
schon redet man an diesem Orte.
Jeder trägt sein Scherflein dazu bei,
mancher quatscht sich seine Leber frei.
Kaffeeduft weht wie eine Fahne,
man reicht Zucker, sucht dann die Sahne.

Kuchen wird dazu noch hin gestellt
und schon funktioniert diese Welt.
Jetzt heißt es kauen und nur gucken,
nicht Krümel in den Ausschnitt spucken.
Offene Blusen Blicke saugen,
die Männer machen große Augen.
Nach dem der Kaffeedurst erledigt,
gibt es im Garten manche Predigt,
wieso die Maulwürfe und Schnecken
auch hier den Gärtner ständig necken.

Am Fischteich sinnieren Damen hold,
warum nur der rote Fisch aus Gold.
So vergeht wie im Fluge die Zeit
und es macht schon Grillduft sich dort breit.
Einen Teller greifen, Gabel, Brot,
es reicht auch Fleisch alleine zur Not.
Langsam kauen, ein Bierchen schlürfen,
alle auch Nachschlag holen dürfen.
Die Musik spielt zwar noch alleine,
doch unterm Tisch tippen schon Beine.

Kaum wird das Geschirr eingesammelt,
das erste Paar zum Tanze rammelt.
Der Partner verbeugt sich noch galant,
Tango und Walzer warten charmant.
Hände halten, die Partnerin dreht,
man merkt kaum, wie so die Zeit vergeht.
Als sich dann schnell die Dunkelheit senkt,
alles plötzlich an den Heimweg denkt.
Ein Küsschen hier und das Drücken dort,
dazu stets auch noch ein liebes Wort.

Während alle sich noch bedanken,
öffnen sich schon die Abschiedsschranken.
Alles lobt doch die schönen Stunden,
an denen man sorglos verbunden.
Die letzten bezahlen noch mit Geld,
dann geht alles wieder in die Welt.
Jeder fährt dann, wohin er nur will,
dem Gastgeber bleibt nur noch der Müll.

15.06.2013 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Das Sommerfest

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15.06.2013
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