Das neue Fahrgefühl

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Als ich geboren war, so muss ich sagen,
war das Kinderbett mein erster Wagen.
Trocken, warm mit etwas Geruch,
verlockte er zu manchem Spruch.

Schon nach wenigen Tagen
fuhr ich im geschlossenen Wagen.
Zwei Achsen, vier Räder, alles Pappe,
Zierrat und Farbe waren billige Attrappe.

Im nächsten Sommer wehte geschwind
Im offenen Wagen frischer Wind.
Ich musste oft zur Seite rücken,
weil Hamsterkartoffeln am Hintern drücken.

Es folgte ein kleiner Roller ganz aus Holz,
der Tretroller wurde später mein Stolz,
mit Damenfahrrad, zwei Nummern zu groß,
raste ich im Stehen los.

Statt Hühnerschreck und Moped zum Treten
wurden wir in die Bimmelguste gebeten.
In den letzten Ferien, so ganz nebenbei
war auch der Traktor „Brockenhexe“ dabei.

Eine AWO hat uns dazu verlockt,
dass wir in der Lehre viel verbockt.
Später bei der Arbeit von Ort zu Ort
trug mich bald die Jawa fort.

Dann saß das erste eigene Kind
Auf dem Berlinroller, geschützt vor Wind.
Schließlich war der Roller zu klein
und es musste ein Auto sein.

Die Autos wechselten wie die Hemden,
immer nur deutsche, keine fremden.
Krankheitshalber gab es den Trick,
statt Kupplung links, nur Automatik.

Jetzt im Alter wird man verschmitzt
und fahrend auf dem E-Roller sitzt.
Brandenburg redet vom neusten Schrei,
bald sind 1 Mann E-Hubschrauber dabei.

Einer steht bei mir im Altersheim,
denn noch ist seine Ansicht geheim.
Vom Automobil sein Name kommt,
denn er nennt sich Erlkönig prompt.

08.09.2019 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Das neue Fahrgefühl

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08.09.2019
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Wolf-Rüdiger Guthmann) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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