Im Strickfieber
Ein Gedicht von
Sabine Brauer
War neulich im Bekleidungsmarkt, wollt ´nen Pullover kaufen.
Doch was dort hing war so monströs, tat fast darin ersaufen.
Die Ärmel waren viel zu eng , doch vor dem Bauch Geflatter,
wenn ich so durch die Gegend renn, das gibt dann ein Geschnatter.
Platz war dort für ´nen Vierlingsbauch, Format war nicht gegeben.
Mit diesem sonderbaren Stück lag ich total daneben.
Drum machte ich nun einfach kehrt und tat mich kurz besinnen:
„Ich gehe heim und stricke selbst, das wird mir doch gelingen!!!“
Flugs ging ich in ein Wollgeschäft und deckte mich dort ein.
Zwei Docken rot , paar Docken grau. Die Farben fand ich fein.
Sie standen mir gut zu Gesicht, fühlte mich wohl dabei.
Frohgemut fuhr ich nach Haus, der Stress war nun vorbei.
Dort machte ich mich gleich ans Werk, war voll Tatendrang.
Die Umwelt existierte nicht, ich strickte stundenlang
und war so in mein Tun vertieft, dass ich sogar vergaß,
dass man zu Mittag jeden Tag auch mal was Warmes aß.
Zwei Wochen gingen so vorbei und ich war voller Glück.
In meinen Händen hielt ich nun das schöne gute Stück.
Zwei Mützen kamen noch dazu, natürlich auch ein Schal,
denn wenn man kalte Ohren kriegt, ist das ja eine Qual.
Ein tolles Outfit hatte ich , gut für ´ne Schneeballschlacht.
Auch meinem Mann gefiel es gut und er hat froh gelacht.
Er dachte wohl, ich gebe Ruh und lass das Stricken sein,
doch leider lag er falsch damit, das fiel mir gar ein.
Als nächstes kommt ein Poncho dran,
ich hab so ein Verlangen.
Gleich fange ich zu stricken an,
ganz frisch und unbefangen.
© Sabine Brauer