Unter Druck

Ein Gedicht von Reiner Rinkes
„Nun, jeder sinkt in die Knie und leckt ein bisschen Speichel.“
- Paul McCartney zu dem Song `Paperback writer´ -


Von dem, was ich bisher gedichtet
Auf Zettel, die mir grad zur Hand
Hab ich das meiste bald vernichtet
Falls ich es eh nicht wiederfand
-
Nur ein Gedicht verwarf ich nicht
Ein Lied, das ich besonders mag
Ich schick es voller Zuversicht
Dem Lektor vom Gedichtverlag
-
Nur ein paar Tage später, schon kommt es tatsächlich zum Vertrag
Ich fast verrückt vor lauter Glück, das ich so kaum zu fassen wag
Wenn da nicht dieser Passus wär, in dem das Finanzielle
Bis ins Detail geregelt, ich zitier an dieser Stelle:
Der Autor, (ich), verpflichtet sich
Vertraglich, pünkt- und monatlich
Zur Lieferung von jeweils drei Gedichten
Davon zwei richtig anspruchsvollen und höchstens einem eher schlichten
Jedes einzeln ausgedruckt auf Din A4 Papier
Sonst gibt es auch in Zukunft weiter nichts als nur Hartz 4
-
Ich hab dann den Vertrag zerrissen
Das geht ja gar nicht – drauf geschissen!
Niederknien vor dem Lektor
Ich käm mir wie der letzte Dreck vor
-
Denn ich bin zwar ein armer Schlucker
Ich hab ja nicht mal einen Drucker
Und wenn ich einen hätte
Da mach ich jede Wette
Dann fehlte mir die Farbe
Und falls ich welche habe
So viel ist sicher, fehlt es mir
Zum Drucken leider an Papier
-
Dann, als ich endlich alles habe
Drucker, Papier, sogar die Farbe
Steh ich ganz dämlich da, na toll!
Und weiß nicht, was ich drucken soll
Stell ich doch mit Bedauern fest
Ich hab nichts was sich drucken lässt
-
Weil es mir verloren geht
Mein bisschen Kreativität
Weil nichts in meinem Kopf entsteht
Sobald er unter Druck gerät

Informationen zum Gedicht: Unter Druck

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03.08.2015
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