Alter Friedhof

Ein Gedicht von Ralph Bruse
Hier geh ich hin, als stiller Gast -
vorbei an moosumarmten Mauern.
Ist manches mir schon schwere Last:
so will ich hier im Regen kauern.

Allein im nassen Gräsernicken,
sitz ich verfror´n auf jener Bank -
könnte mich nach dem Salbei strecken,
der unter mir, in Pfützen, sank.

Das Herz gestillt, schau ich umher.
Da läuft ein Mann, der lächelt.
Und dicht dahinter ist noch wer:
sein alter Hund, der heiser röchelt.

Im Lächeln jenes Mannes schon,
seh ich das schwache Sonnenlicht,
das ihm vom Mund und mir zum Lohn,
sich tastend durch den Nebel bricht.

Und ich steh auf: völlig durchnässt.
Schimmernde Engel längs den Wegen.
Sie blicken, wie man einen lässt,
der ruhlos kam - und ging mit Segen.


© Ralph Bruse

Informationen zum Gedicht: Alter Friedhof

4.016 mal gelesen
1
25.08.2023
Das Gedicht darf nur mit einer Erlaubnis des Autoren kopiert oder veröffentlicht werden. Jetzt Anfrage stellen.
Anzeige