Duden’s Geschenk
Ein Gedicht von
Polina Narodezki
Die deutsche Sprache find’ ich wahrlich fein.
Sie prägte sich mir fest seit langem ein,
Bemüh’ ich mich recht gut zu sprechen
Auf keinen Fall zu radebrechen.
Das Leben hat mich eng mit ihr verbunden,
Begeistert dichte ich in freien Stunden.
Wie herrlich war die Sprache immerdar,
Wie komisch klingt seit kurzem sie fürwahr!
Die neuen sonderlichen Sprachgenüsse,
Verkraft’ ich schwer wie harte Kokosnüsse.
Sie schaffen mir viel Ärger und Verdruss,
Und sicher ist es keinem ein Genuss:
Premierminister und Premierministerinnen,
Besserwisser und Besserwisserinnen,
Spitzenkandidaten und Spitzenkandidatinnen,
Bürokraten und Bürokratinnen,
Oberbürgermeister und Oberbürgermeisterinnen,
Klugscheißer und Klugscheißerinnen,
Erfinder und Erfinderinnen,
Schwindler und Schwindlerinnen,
Nutzer und Nutzerinnen,
Beschützer und Beschützerinnen.
Philologen und Philologinnen,
Patrioten und Patriotinnen.
Heut’ frag’ ich alle“ guten“ Bürokraten,
Wozu sind diese fürchterlichen Taten?
Der Plural zweifelhafter Substantive,
Hat übertroffen alle Normative.
Zur Weißglut reizet mich die deutsche Tagesschau,
Weil, was sie bringt, ist nichts als „ Nervenklau“
Selbst die Geduld hat ganz bestimmte Grenzen,
Das ist ja heutzutage nur zum Wälzen!
Wir haben dies’ „Geschenk“ bereits im Duden,
Doch diese Regel hab’ ich falsch empfunden.
Es hört sich ständig an wie Wortemacherei,
So lästig hämmerts mir in Schläfen noch dabei.
Mich dünkt, dass es bei mir im Kopfe spukt,
Das Stottern dieser Wörter macht verrückt,
Denn solcher Klang kommt vielen spanisch vor,
Und er beleidigt sehr mein feines Ohr.
Man treibt mit ernsten Sachen keinen Spaß,
Soll jeder halten stets das rechte Maß!