wirf ein Zeichen auf's Papier
Ein Gedicht von
Marie Mehrfeld
bist am Ende
vom Latein, musst mit dir
alleine sein; fluchst und jammerst
vor dich hin, zweifelst an des Lebens Sinn …
dazu geb’ ich, in der Tat dir den einzig guten Rat –
Notstand setzt zwar enge Grenzen, doch begreif, nun
kannst du glänzen, wenn du in dir selber gräbst, wenn
du endlich das auslebst, was du an Begabung hast,
es bereitet Lust, nicht Last; lass dich von dir
selbst berühren, lass dich vom Gefühl
verführen, Zeit hast du im Überfluss,
sie kann Segen sein, Genuss; hör
nicht mehr auf den Verstand,
nimm den Pinsel in die Hand,
wirf ein Zeichen aufs Papier,
tu’s spontan, das rat ich dir,
dunkler Farben samt’ne Säfte
sind des Lebens Ursprungskräfte,
ganz tief sie im Inn’ren schlummern;
Runen sind es, fremde Nummern aus
dem Wissen alter Herzen, sie vertreiben
Leid und Schmerzen; und du spürst
dein eignes Wesen, kannst nun an
dir selbst genesen; wenn wir
in uns ruhend wachsen –
dann verschieben sich
die Achsen ...
© M.M.