Wortkadaver
Ein Gedicht von
Lars Abel
Du hast die Nacht heraufbeschworen,
ich höre, wie mein Atem weht,
die Welt hat Sonnenglanz verloren,
die Stimme mein flieht in's Gebet
Im Takt verteilen Lungenwinde
die Fetzen auf mein Schlafgemach,
die rechten Worte, wie ich finde,
erschließen sanft dir Glück und Schmach
Wer bist du, dass ich dir vertraue,
wo Dunkelheit doch Schreck auch birgt,
stürzt Schwärze nicht die grüne Aue
in's Jammertal, wo Hoffnung stirbt?
Die Psalmen satzen an die Wände,
verkriechen sich im letzten Eck,
ich falte dennoch meine Hände,
den Spruch geleitend zum Versteck
Ich bete unverdrossen weiter,
denn Schweigen birgt bekanntlich Gold
und Stille von der Himmelsleiter
mir mannigfach entgegenrollt
Ich baue nicht auf dein Palaver
dein Schweigen mir die Richtung weist,
dein Wort verkäme zum Kadaver,
um den der Menschengeier kreist
(C) Lars Abel