Übung macht den Minnesänger
Ein Gedicht von
Lars Abel
Am Fuße dreier Bergeskuppen,
dort lauscht mein Ohr dem Felsenklang,
dort schlürf' ich krautgewürzte Suppen,
und übe mich im Minnesang
Dort zieht ein Adler seine Kreise,
der voll Erwartung nach mir stiert,
vielleicht lauscht er der Kummerweise,
die meine Lippe exerziert
Das Spektrum meiner Schmetterstimme,
von abgrundtief bis himmelhoch,
hier, fern der Mark, ich selbst bestimme,
ob sie Verzückung oder Joch
Nicht zu vergessen meine Laute,
ob deren Spiel die Menschheit raunt,
oft sang ich, bis der Morgen graute,
von einer Hundertschaft bestaunt
Ob es geschah der Stimme wegen,
der Lautenvirtuosität,
zuletzt traf mich mehr Fluch denn Segen,
als ob mein Spiel hätt' Wut gesät
Ich stimmte hoffnungsvoll die Saiten,
stand frohen Mutes im Palast,
doch standen mir zu beiden Seiten,
zwei Schergen, was mir garnicht passt
Der Eine, wohl von trägem Geiste,
dafür von bulliger Gestalt,
mit stumpfen Blicken auf mir kreiste,
die rechte Hand zur Faust geballt
Der Zweite, giftig wie die Natter,
mir mit dem Spieß die Fassung nahm,
da fuchtelte doch dieser Tatter,
mit seiner Pieke ohne Scham
Die Holde, der mein Lied ertönte,
hielt stur vor Augen ihr Gewand,
mit Ächtung sie mein Singen löhnte,
ich ward von Übelkeit bemannt
Vom Tumben und vom dürren Alten
war schmerzhaft mir Geleit zuteil,
nach jetztigem Dafürbehalten,
kredenzt mir Übung letztlich Heil..
Am Fuße dreier Bergeskuppen,
dort lauscht mein Ohr dem Felsenklang,
dort schlürf' ich krautgewürzte Suppen,
und stähle meinen Minnesang
(C) Lars Abel